In einem Interview mit Mobil* verrät _Dieter Gorny_ (Vorstandschef des Bundesverbandes der Musikindustrie; Also Oberpate der ContentMafia) das sie die Politik mehr zu bestechen einzubinden versucht und die geplante Internetzensur gut finden.
Bei der geplanten Zensur gehe es ja um eine Regulierung des Internets so Herr Gorny in dem Interview. Ganz viele Branchen hätten ein Interesse dran, weil sie darüber auch ihr geistiges Eigentum verteidigen können.
Wörtlich sagte der Oberpate der ContentMafia:
Der Vorstoß der Familienministerin zum Verbot von Kinderpornografie im Internet ist ein richtiges Signal. Es geht um gesellschaftlich gewünschte Regulierung im Internet, dazu gehört auch der Schutz des geistigen Eigentums.
Kleine Anmerkung meinerseits: Herr Gorny falls sie das noch nicht wussten: Kinderpornografie ist selbstverständlich schon heute verboten, auch im Internet. Wir reden hier über Zugangssperren, also Zensur und nichts anderes.
Zur Strategie der ContentMafia meint der Oberpate auf die Frage hin ob er auch in Zukunft auf abschreckende Klagen setze sowie auf die Einsicht der Nutzer:
Nein, wir wollen die Politik mit ins Boot holen, denn was wir im Musikbereich zurzeit erleben, ist Teil eines viel größeren Problems das immer mehr Gesellschaftliche Bereiche betrifft. Das Internet verdrängt zunehmend alle anderen Medien.
Mit anderen Worten will man die Politik davon zu Überzeugen das dass Internet böse ist und man wenn überhaupt nur so eine nationales, streng kontrolliertes, reglementiertes und natürlich zensiertes Netz wie in China will. Und der Schäuble setzt mit seinem neuen Personalausweis die Grundlage dafür das wir uns in Zukunft am Netz alle authentisieren (anmelden) und jedes Datenpaket digital Unterschreiben müssen. Die Internetsteuer wird es dann auch geben. So stellen sich unsere Politiker und die ContentMafia das Internet vor. Ein Automat zur Gewinn- und Überwachungsmaximierung an dem man sich zur Nutzung ausweisen muss.
Das Internet ist Fortschritt, man kann Fortschritt nicht aufhalten, schon gar nicht mit Zensur, und anderen vorsintflutlichen Machtinstrumenten in einer global vernetzten Welt. Außer man zerstört das Internet und macht stattdessen ein Deutschland-Familien-Kommerznetz. Aber wer will das schon? Ach, ja der Schäuble und die ContentMafia….klar!
Das Interview endet schließlich mit der Einschätzung, dass die ‘digitale Herausvorderung’ die verschiedenen Branchen wohl noch mehr zusammen schweißen wird in ihrem Kampf gegen das Internet.
Ich meine: Die Branche Stasi 2.0 hat das sicher auch noch ein paar Wünsche was die Regulierung des Internets angeht. Schon klar das die da alle am gleichen Strang ziehen, da sitzen halt die richtigen zusammen in einem Boot. Und plötzlich passt alles zusammen.
Ich würde sagen: Alle Hände an Deck und klar zum Ändern!
Liebe Leser, wie ihr wisst ist dieses Jahr Bundestagswahl und ihr könnt hingehen
und Leute wählen die sich nicht von der ContentMafia kaufen lassen und eine
Zensur einführen. Macht es, wenn euch das Internet wie ihr es kennt lieb ist!
Wo bleibt eigentlich die Revolution?
Und hier das passende Bild zu Herr Gorny seiner Angst vor dem Internet:
* Mobil - Das Reisemagazin der Deutschen Bahn.
Ihr wißt schon dieses Blättchen was immer in den zügen liegt un deren
Geschäftsmodel es zu sein scheint Wunsch-Artikel zu verkaufen. Auch dieses
Interview ist an Zahnlosigkeit nicht zu überbieten und vom völlig unkritischen
übernehmen der Positionen des Interviewpartners geprägt.
Also mit Journalismus hat das nichts zu tun, das sieht eher nach Bestellt aus.
Ein Zensor ist ein menschgewordener Bleistift oder ein bleistiftgewordener Mensch, ein fleischgewordener Strich über die Erzeugnisse des Geistes, ein Krokodil, das an den Ufern des Ideenstromes lagert und den darin schwimmenden Literaten die Köpf' abbeißt.
– Johann Nepomuk Nestroy (1801-1864), österreichischer Schauspieler, Sänger, Dramatiker und Satiriker
In dem Update zu dem Artikel auf heise.de ist eine Stellungnahme eines Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden dokumentiert. Darin heißt es dass nach einem Hinweis
aus dem polizeilichen Bereich, der einen Anfangstatverdacht begründete, ein Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung kinderpornographischer Schriften eingeleitet […]
wurde.
Wenn ich das so lese denke ich erstmal an den Text von Mr. X den ich ursprünglich veröffentlicht habe. Diesen Text habe ich wieder offline genommen, nachdem mich die selbst ernannten Rächer des Internets wegen der Veröffentlichung beim BKA angezeigt haben. Der Vorwurf lautete eben auch “wegen Verbreitung kinderpornographischer Schriften”. Der Text ist auch auf wikileaks gepostet worden (Ich war’s nicht!). Vielleicht geht es gar nicht um die Sperrlisten, sondern um den Text von Mr. X. Dazu würde auch der Hinweis aus dem polizeilichen Bereich passen. Der Begriff polizeilichen Bereich scheint dann in diesem Fall so eine Metapher für BKA zu sein ;-).
Sperrlisten (oder zumindest Teile davon) gibt’s hier auch, den Text gibt’s hier nicht mehr, vielleicht hatte ich deswegen noch keinen dieser unangenehmen und unangemeldeten Besuche der Staatsmacht.
Was die Aktion sollte ist allerdings weiter fraglich. Beim Domain Inhaber deswegen eine Durchsuchung zu machen ist wirklich unangebracht und völlig unverhältnismäßig. Was glauben sie da zu finden? Die Polizei soll ja während der Durchsuchung nach den Zugangsdaten zu wikileaks.de gefragt haben. Was wollten sie denn damit? Dachten die etwa der Text verschwindet aus dem Internet oder auch nur von wikileaks wenn sie die Domain wikileaks.de (die nur weiterleitet oder spiegelt) abschalten? So doof kann man doch gar nicht sein.
Wenn man wirklich nicht sooo doof sein kann bleibt die Frage was sollte das dann? Einschüchterung? hilfloser Aktionismus? Oder wie Holgi meint eine Propganda Kampagne?
Der ein oder andere Leser hat vielleicht schon von diesem Phantom gehört, das die Polizei seit Jahren jagt. Das Phantom ist gefunden, aber es handelt sich nicht um eine Verbrecherin, sondern um eine Mitarbeiterin der Wattestäbchen Fabrik, die die Wattestäbchen hergestellt hat welche zur Laboranalyse benutzt wurden. Die ganze Story steht beim Stern unter http://www.stern.de/panorama/:Polizistenmord-Heilbronn-R%E4tsel-Phantom/659006.html.
Das passiert wenn man sich zu sehr auf die Technik verlässt statt ordentlich zu ermitteln. Und über die Qualität der DNA Analysen fang ich gar nicht erst an zu reden…. Unglaublich wie ich finde!
Wir können uns auf jeden Fall mal ansehen wo die Server stehen die auf dieser Liste stehen. Meine Leser kennen das schon, alte Technik mit neuem Input; Et voilà:
Oops, was ist den dieser rote Fleck in mitten Europas? Schau mal an Deutschland und die Niederlande stehen Rang 2 und 4 der norwegischen Sperrliste. Aber Vorsicht, diese Zahlen sind noch nicht um geparkte Domains bereinigt. Wenn man die geparkten Angebote raus nimmt bleiben nur noch 78 Einträge für Deutschland übrig. In anderen Ländern könnte das ähnlich aussehen. Also keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht bereinigen wir die Liste besser…aber erstmal noch die Zahlen zum obigen Bild.
Die Zahlen der Liste wie sie ist:
Insgesamt stehen auf der Liste 3517* Host bzw. Domainnamen. 721 Einträge konnten nicht aufgelöst werden. Das heißt für diese Hostnamen konnte keine IP ermittelt werden. Bleiben 2796 Einträge übrig. welche mein geoip script insgesamt 34 Ländern zuordnen konnte.
Hier nochmal die Zahlen im Überblick (Vorne steht der zweistellige ISO Code des Landes, nach dem Doppelpunkt(:) die Anzahl der dort beheimateten Server):
US:1585, DE:222, AU:188, NL:177, RU:162, CA:101, KR:68, PT:62, GB:56, CZ:38, SE:31, JP:24, BZ:11, CN:8, HK:8, FR:6, BS:5, MX:6, ES:5, IT:5, UA:4, TH:3, TR:3, DK:3, PA:3, IL:2, TW:2, LV:2, EU:1, BR:1, SK:1, RO:1, AR:1, NO:1
Veraltete und geparkte Einträge
Kommen wir zu den Einträgen ungültigen und geparkte Domains. Nun hat auch diese Zensurliste das Problem das auf ihr nicht nur 721 Domains vorgehalten werden die gar nicht mehr funktionieren. Darüber hinaus gibt es mindestens 299 Domains unter den Einträgen die geparkt sind und die Domain zum verkauf steht. Das heißt mindestens 1020 Einträge auf der norwegischen Liste sind schon mal per se überflüssig, das ist fast ein drittel der Liste. Das heißt auch dass ohne Leichen und geparkte Domains die Tatsächlichen Einträge auf ca. 2500 zusammen schmelzen.
Die Bilder und Zahlen für die bereinigte Liste
Wenn man die verbleibenden (also um nicht funktionsfähige und offensichtlich geparkte domains bereinigt) 2504 Einträge nochmal analysiert, dann ergibt sich das folgende Bild.
Wie man sehen kann rutscht Deutschland nach der Bereinigung von Rang 2 auf Rang 6 ab**, bleibt aber unter den Top 10 Ländern, wie auf allen anderen (bekannten) Sperrlisten auch.
Update | Do 26. Mär 03:38:10 CET 2009
Lustiges Detail an der norwegischen Liste: Immerhin scheint es ein Test-System für die Filter zu geben. Der eine “gesperrte” Server in Norwegen ;-).
filtertest.kripos.no [194.19.82.14] unknown NO
Kripos ist die Kriminalpolizei. Die Seite zeigt die norwegische Stoppseite an.
*Wikileaks sagt es handele sich um 3518, ist aber nicht korrekt, die erste Zeile in der Datei ist eine Leerzeile und wurde anscheinend mitgezählt.
** Das liegt vor allem an dem deutschen Domainhändler Sedo, bei dem viele der gepartken Domains geparkt sind. Dieser Anbieter hat seine Server anscheinend vor allem in Deutschland.