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Feb 12, 2010 - 3 minute read - filesharing Kommentar Legal

Verlage gegen Rapidshare

Gulli.com berichtet dass die Verlage De Gruyter und Campus kürzlich eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg gegen Rapidshare erwirkt haben. Die Verfügung soll Rapidshare dazu zwingen dafür Sorge zu tragen dass 12 Buchtitel auf Rapidshare nicht mehr angeboten werden. Wie Rapidshare das bewerkstelligen soll steht auf einem anderen Blatt. Meiner Meinung nach kann Rapidshare das Problem nicht lösen.

Mal abgesehen davon dass es ein enormer Aufwand ist alle Dateien die bei Rapidshare hochgeladen werden zu durchleuchten um 12 ebooks zu finden. Rapidshare kann eigentlich nur drei Dinge, oder eine Kombination aus diesen vornehmen um Inhalte zu identifizieren.

Der Prüfsummen Ansatz Sie können die Dateien anhand ihrer Prüfsumme (SHA1, MD5,…) identifizieren. Dieses Verfahren ist völlig wirkungslos weil nur ein Bit in der Datei gekippt werden muss um eine völlig neue Prüfsumme zu erhalten. Das wird ein ewiges Wettrennen das Rapidshare nicht gewinnen kann.

Der Metadaten Ansatz Der andere Ansatz ist über Metadaten zu gehen, also den Dateinamen, die Beschreibung etc…. Dieser Ansatz ist genauso schwach wie der Prüfsummen-Ansatz weil man die Datei statt nach dem Buchtitel zu benennen natürlich auch lala nennen kann.

Deep File Inspection Das dritte was man versuchen könnte ist die Inhalte zu scannen, also zum Beispiel nach bestimmten eindeutigen Textstellen aus diesen 12 Büchern suchen. Nunja, dieser Ansatz ist auch wirkungslos weil man die Datei einfach unlesbar für den Scanner machen kann. Das könnte mit starker Verschlüsselung gemacht werden, ein einfaches XOR tut es aber auch, oder ein Archiv mit Passwortschutz.

Auch wenn man die drei Ansätze kombiniert erwischt man nur Uploads der wenig versierten Uploader, die anderen werden schnell lernen ein bit zu kippen, in Beschreibung und Dateiname was anderes zu schreiben, oder die Daten einfach unlesbar (für Rapidshare) machen.

Das grundsätzliche Problem der Verlage Dieser “Sieg” der Verlage ist ein Pyrrhussieg, auf lange Sicht haben sie nichts gewonnen, eher im Gegenteil. Das Problem der Verlage ist das gleiche wie das der Musikindustrie und teilweise auch der Filmindustrie. Sie haben die Folgen der digitalen Revolution nicht verstanden und versäumt ihre Geschäftsmodelle auf die Version Web 2.0 zu aktualisieren. Jetzt funktioniert ihr System plötzlich nicht mehr aber statt die Ärmel hoch zu krempeln und die Zukunft in die Hand zu nehmen versuchen sie den Rest der Welt zu zwingen auf auf die Version 0.0 zu downgraden. Das wird nicht passieren, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten indem man versucht die eigene Unfähigkeit auf Kosten der Allgemeinheit in Profit zu verwandeln.

Wer sein Geschäftsmodell nicht an die Realität anpassen kann wird - auf lange Sicht - untergehen. So einfach ist das. Die Realität ist das man digitale Daten (also auch ebooks) so gut wie kostenfrei kopieren kann. Wenn etwas unbegrenzt zur Verfügung steht, weil man es beliebig oft kopieren kann dann sinkt der Preis dafür gegen Null. Das ist Marktwirtschaft und das wollen sie doch immer alle. Jetzt haben sie Marktwirtschaft und winseln herum, echt geht nach Hause!

Und aus genau dem Grund ist es auch völlig unangebracht von Diebstahl und Piraterie zu reden. Wenn man etwas kopiert dann vermehrt man es ja praktisch. Es wird hier also niemandem genommen, es wird vielen - die noch nicht haben - gegeben.

Eigentlich kann man damit genau so gut Geld verdienen wie früher auch aber man muss das Geschäftsmodell an die geänderten Realitäten anpassen und genau das tun die Verlage nicht. An wem liegt es wenn die Verlage ihr Geschäftsmodell anpassen und überleben? An den Verlagen. Und an wem liegt es wenn sie es nicht tun? Ebenfalls an den Verlagen. Also liebe Verlage, wake up, open your eyes, get real und hört auf hier herum zu winseln nach Bailouts zu schreien und uns weiter Richtung digitalen Faschismus treiben, indem ihr DRM, Netzsperren, und Überwachung fordert.