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Mar 25, 2009 - 3 minute read - Censorship Kommentar Zum drüber Nachdenken

Webzensur: Die meisten großen Provider wollen nun doch mitmachen

Laut dieser Meldung bei Heise.de wollen die meisten großen Provider in Deutschland jetzt doch bei der Webzensur mitmachen. Demnach wollen Deutsche Telekom, Vodafone/Arcor, Hansenet/Alice, O2 und Kabel Deutschland mitmachen, wohingegen Freenet, Versatel und United Internet (1&1) erstmal nicht mitmachen wollen. Die Provider die nicht mitmachen wollen sollen dann (später) per Gesetzt gezwungen werden.

Die Telekom hat sich erstmal 3 bis 6 Monate ausgebenten die Sperren technisch umzusetzen. Die anderen werden wohl auch einige Wochen oder gar Monate brauchen. Das muss alles erstmal gebastelt, dann getestet und schließlich auf die produktiv Systeme übernommen werden.

Die Zensurbefürworter argumentieren ja gerne damit wie doll das Problem zunehmen würde (es geistert immer eine verdopplung der Fälle durch die Diskussion). Markus von Netzpolitik.org hat sich das mal genauer angesehen,…. nun ja seht selbst. Soviel dazu.

Dann ist mir da noch in diesem Artikel auf heise.de folgendes aufgefallen: Der Europol-Direktor Max-Peter Ratzel (das ist der der die Einstiegsdrogentheorie in Zusammenhang mit KiPo in die Diskussion gebracht hat, scusiblog berichtete) meinte zur Neuen Osnabrücker Zeitung u.a. dass die Erfahrungen im Ausland durchweg positiv seien. Ihm sei kein einziger Fall bekannt, in dem ein unbescholtener Anbieter blockiert worden sei. Ach nein, mir sind da einige Fälle bekannt, aber ich helfe dem Europol-Chef doch gerne mal auf die Sprünge:

  • Die Seite lapsiporno.info welche über Zensur in Finnland berichtet und einem bekannten finnischen Zensurkritiker betrieben wird steht in Finnland auf der Sperrliste. Gegen ihn Vorgehen will man nicht, seine Seite von der Sperrliste nehmen auch nicht. Mehr zu dem Fall in dem Artikel Seite gesperrt, Betreiber verleumdet der Zeitschrift Freitag.

  • Dann ist da diese niederländische Spedition auf der dänischen Sperrliste. Auch völlig unklar was das soll.

  • Dann fällt mir spontan noch der australische - auf Kinder spezialisierte - Zahnarzt ein, dessen Server mal vor einiger Zeit gehackt wurde und mit Pornobildern verunstaltet wurde. Das ist lange her, seitdem nicht wieder vorgekommen und trotzdem wanderte seine Webseite auf die Sperrliste der ACMA. Mehr dazu (in Englisch) hier

Reicht das für’s erste? Es gibt bestimmt noch mehr Fälle. Die Analysen der Listen zeigen das praktisch jeder der bisher bekannt gewordene Listen offensichtlich falsche Einträge hat. Ich prognostiziere mal das auch auf der deutschen Sperrliste solche Einträge auftauchen werden. Ich bin mir auch so gut wie sicher das die deutsche Liste früher oder später leaken wird das dürfte so sicher wie das Amen in der Kirche sein.

Die Politik sagt ja selber das die Veröffentlichung einer solchen Sperr-Liste den SuperGAU darstellen würde. Hallo ihr Politiker, ihr seid gerade dabei die (negative) Veröffentlichung sowie die Verteilung dieser Listen an alle per Gesetzt festzuschreiben. Merkt ihr eigentlich noch irgendwas?

Völlig unklar ist auch wer denn nun die Stoppseite betreiben soll.

Gut fand ich auch das folgende Statement vom Europol-Chef:

Bei der großen Mehrzahl der Kinderporno-Konsumenten handelt es sich nicht um technische Experten, die eine Seiten-Sperre ohne Weiteres knacken können.

Dass die meisten Kinderporno-Konsumenten keine technischen Experten sind das könnte schon sein. Allerdings braucht man nichts knacken um die DNS Sperren zu umgehen, da muss man nur eine Einstellung ändern. Wahrscheinlich gilt das ändern der DNS Einstellungen auf meinem Host in Zukunft als Umgehung (wie beim Kopierschutz) und wird verfolgt. Diese Internetausdrucker sollten einfach mal den Mund halten wenn sie keine Ahnung haben, statt völligen Mist zu erzählen.

Damit gebe ich zurück in unser Sendehaus, Internet